Episode 59: Mehrwerte, Philanthropie und Bremsen

Es ist September und wir haben endlich Episode 59 aufgezeichnet. Es dreht sich zunächst vor allem um uns, dann aber schnell um Mehrwertdebatten, das sechste R von OER, Philanthropie und Tech Eliten, Digitalität und kritische Pädagogik, aber auch um ernüchternde Bildungspolitik.

Was wir trinken

Christian:
Ratsherrn Pale Ale
Markus: Wasser

Feedback

Was wir gemacht haben

Christian:
Markus:

Was wir gelesen haben

Axel Krommer, Wider den Mehrwert! Oder: Argumente gegen einen überflüssigen Begriff https://axelkrommer.com/2018/09/05/wider-den-mehrwert-oder-argumente-gegen-einen-ueberfluessigen-begriff/dazu auch diePinguinmetapher von Jöran: https://www.joeran.de/die-pinguin-medienmetapher/
Chris Aldrich, The Sixth “R” of Open Educational Resources https://boffosocko.com/2018/08/30/the-sixth-r-of-open-educational-resources-oer/ 
Ben Williamson, The tech elite is making a power-grab for public education https://codeactsineducation.wordpress.com/2018/09/14/new-tech-power-elite-education/; EDUCATION TECHNOLOGIES: DATA COLLECTION AND UNSECURED SYSTEMS COULD POSE RISKS TO STUDENTS https://www.ic3.gov/media/2018/180913.aspx 
Audrey Watters, ‚It’s Like Amazon, But for Preschool‘ http://hackeducation.com/2018/09/13/fuck-these-billionaires-and-their-bad-ideas 
Sean Michael Morris, Jesse Stommel: Urgency of Teachers https://urgencyofteachers.com/; OA : https://criticaldigitalpedagogy.pressbooks.com/ 
dazu als Ergänzung: Deutschsprachige Kriitsche Pädagogik. Eine Spurensuche: https://www.pedocs.de/volltexte/2014/9087/pdf/Rieger_Ladich_2014_Paedagogik_als_kritische_Theorie.pdf , in Deutschland Kritische Theorie alszentrale Referenz, anglo-US-amerikanischer Raum: Freire, Illich
Maha Bali, CLA: Where is the Humanity in the Computer Science Curriculum?, https://clalliance.org/blog/humanity-computer-science-curriculum/

Größter Blödsinn der Woche

„Wir machen die Schulen fit für das digitale Zeitalter“; https://www.bmbf.de/de/haushaltsgesetz-2019-6933.html 

Was wir tun werden

Markus
  • Kongress Medienpädagogik in Bremen
  • HFD-Themenwoche in Berlin 
Christian

 

Kapitelmarken

00:00:00 Intro und was wir trinken
00:02:17 Feedback
00:05:24 Was Christian gemacht hat
00:21:43 Was Markus gemacht hat
00:36:25 Catherine Cronin: Creative Commons, OER, and Open Practices
00:48:31 Wider den Mehrwert! Oder: Argumente gegen einen überflüssigen Begriff
00:59:50 The Sixth “R” of Open Educational Resources
01:16:39 The tech elite is making a power-grab for public education
01:26:40 Urgency of Teachers
01:50:43 Wer bremst denn da?
01:58:55 Where is the Humanity in the Computer Science Curriculum?
01:59:34 Größter Blödsinn der Woche
02:00:21 Was wir tun werden

3 Kommentare bei „Episode 59: Mehrwerte, Philanthropie und Bremsen“

  1. Zum 6. R: Ich verstehe den Wunsch einer zentralen Landkarte mit Abzweigungen, Veränderungen und Rückflüssen wie bei github. Das hälfe nicht nur dabei, sich verschiedene Varianten anzuschauen, sondern sich bei Bedarf auch die Genese anzuschauen. Es könnte ja durchaus relevant sein, wer da welchen Beitrag wie geändert hat (Stichwort Lobbying o. ä.). Wie in der Wikipedia.

    Bei dem Äquivalent zum Pull Request auf github könnte es nach hinten losgehen, wenn zu viele (konfligierende) Änderungswünsche eingehen. Was’n dann? Die Wahrscheinlichkeit halte ich allerdings für minimal. Man würde sich vermutlich eher freuen dürfen, wenn mal etwas käme. Also kein Kontroll_verlust_ in der Richtung

    Das Argument _größerer_ Kontrolle halte ich aber für eine Illusion. Auf github weiß auch niemand, wer was mit seinem Inhalt anstellt, wenn man den runterlädt statt zu „forken“. Und wo ist die Kontrolle (über was?), wenn ein Pull-Request kommt? Kontrolle, weil ich den auch ablehnen kann? Dann machen die Leute doch eher außerhalb meiner Kontrolle weiter. Wenn ich aber nicht ablehne, habe ich zwar die Kontrolle über die Entscheidung zur Aufnahme gehabt, aber etwas Kontrolle über mein Werk in andere Hände gelegt – ist nicht mehr ganz meins.

    Habe den Originalbeitrag samt Kommentaren auch nicht gelesen, vielleicht würde das dort alles klarer.

    Soviel erst einmal meine unsortierten Feierabendgedanken ohne Bier dazu. Vielleicht war etwas Brauchbares für euch dabei.

    1. Dank Dir – ich glaube Fragen und Nutzen um das 6. R sind für verschiedene Menschen verschieden spannend. Ich glaube auch nicht, dass sich die tatsächliche Kontrolle über Inhalte erhöht, das meinte ich in meiner Einschätzung auch nicht. Habe das aber nicht deutlich gemacht, glaub ich. Ich denke, dass die empfundene Kontrolle bei Menschen, die ihre ersten Versuche mit OER unternehmen, steigen könnte. Die Sorge, jemand könne den eigenen Content z.B. in einem empfundenermaßen falschen Kontext nutzen, wäre sozusagen abgenommen, weil dieser Vorgang in der „Landkarte von Forks“ illustriert wäre (bzw. vermutlich vor allem illustriert würde, dass das sehr selten passiert). Über „ihren“ Inhalt hätten sie nach wie vor über das Ablehnen von Pull Requests „Kontrolle“. Vielleicht kann ich das aber auch einfacher auf der Tonspur erklären – mir ist wohl klar, dass sich bei jedem, der mit Git arbeitet, ob meiner Ausführung nun die Fußnägel aufrollen. Aber das sind in diesem Fall auch nicht die, für die das 6. R diesen Nutzen hätte.

      Hinzukommt, dass ich eigentlich für sowas wie das 6.R sehr ungern über Kontrolle argumentieren würde, aber das habe ich wohl angefangen und nun muss ich da durch. Was ich am 6.R mag ist, dass es einen für Außenstehende unsortiert wirkenden Prozess visualisiert, sortiert und nachvollziehbar macht. Das könnte ein Legimitätsgewinn sein, gerade vor dem Hintergrund, dass sich Menschen mit erheblicher Gestaltungsmacht immer noch hinstellen und behaupten, ‚open‘ sei ja nur Spielerei.

      Was ich bei Menschen wie z.B. Laura Hilliger immer wieder sehe, ist dass Menschen (fast immer aus dem Software Engineering) ihren content komplett über Github offen zugänglich machen. Das scheint mir unter den deutschsprachigen Bildungsmenschen eher die Ausnahme zu sein, zumindest was content und nicht code angeht. Oder? Ist das mein blinder Fleck?

      Und wenn sich jemand in diesem Modell über eine zu große Häufung an ernst gemeinten, hilfreichen und konstruktiven Pull Request aufregt, weiß ich auch nicht mehr weiter. Das ist dann der Endgegner.

  2. Hiho!

    Ich denke, dass die empfundene Kontrolle bei Menschen, die ihre ersten Versuche mit OER unternehmen, steigen könnte. Die Sorge, jemand könne den eigenen Content z.B. in einem empfundenermaßen falschen Kontext nutzen, wäre sozusagen abgenommen, weil dieser Vorgang in der “Landkarte von Forks” illustriert wäre (bzw. vermutlich vor allem illustriert würde, dass das sehr selten passiert).

    Das ist, was ich mit der Illusion meinte. Das würde voraussetzen, dass das Forken die einzige Möglichkeit wäre, an die Inhalte zu kommen. Die meisten würden das aller Wahrscheinlichkeit aber nicht tun, sondern auf „Download“ klicken (github-Denke). Und das war’s dann mit der Nachverfolgbarkeit (Kontrolle). Wenn man das nicht weiß, mag das ein vorgetäuschtes Gefühl geben, aber das ist ganz dünnes Eis IMHO. Kannst natürlich auch ein System erstellen, dass keinen Download-Button hat. Aber im besten Fall forken die Leute das dann damit „offiziell“ und haben dann die Inhalte mit denen sie machen können, was sie wollen. Mehr als Downloadzahlen bekommst du damit nicht hin und ist die Kastrierung des Systems nicht wert.

    Wenn du Pull-Requests ablehnst oder zu „anstrengend“ bist, machen die Leute halt einen „echten Fork“ der dauerhaft neben deinen eigenen Inhalten steht, und dann ist die Kontrolle (ob echt oder gefühlt) auch futsch. Das hat nix mit github im Speziellen zu tun. Aber trotzdem gerne mal auf der Tonspur.

    Das Visualisieren und Nachvollziehen hatte ich ja als schönen Effekt auch genannt. Da kann ich mir durchaus vorstellen, dass das etwas bringt. Wäre es unter Transparenz besser eingetütet als unter Kontrolle?

    Für Inhalt, der nicht gerade in einem einfachen Textformat vorliegt, bringt dir github einfach zu wenig und ist für reine „Binärsachen“ technisch auch nicht unbedingt ausgelegt. Klar kannst du auf github versionsweise PDFs stapeln und hast dann zumindest die Versionsverwaltung und die Transparenz, aber die Sachen, die git eigentlich ausmachen (Veränderungen anzeigen, verteilt arbeiten, verschiedene Versionen zusammenführen, usw.) funktionieren damit nicht. Da fehlt der Nutzen.
    Ich denke, da ist weniger das „Prinzip“ — nennen wir es „gitten“ unattraktiv, sondern die Implementierung github. Die ist nunmal auf Code ausgelegt. Für andere Dinge bräuchte es vielleicht eine spezielle Plattform nach demselben Prinzip, aber anders ausgelegt.

    Ich bin ja immer noch ein Freund von Wikis und habe nicht zuletzt deshalb den Kram zu meinen Uni-Zeiten (verdammt, das ist schon wieder 10 Jahre her) in der Wikiversity bearbeitet und von dort an andere Stellen verlinkt, wenn’s mehr Sinn ergab. Ist nicht github, aber einen gewissen Grad an Transparenz über Versionierung hast du dort auch, prinzipiell kannst du mit dem MediaWiki das Bearbeiten durch andere (Pull Requests) erst nach Begutachtung durchwinken, usw.

Schreibe einen Kommentar zu Christian Antworten abbrechen